Walter Fehr – der swingende Bassist von Sandra’s Choice      
    Walter Fehr (b), Bülach      
           
    Wie bist du zum Bass gekommen?
  Ursprünglich, von 1961–67, habe ich Schlagzeug gespielt. Dann ist mir das Instrument zu gross geworden: ich hatte kein Auto und wollte ein Instrument ‹aus einem Stück›. Doch welches? Damals waren Schlagzeuger zahlreich wie root Hünd; da Bassisten zumeist auf Elektrobässen spielten, waren Zupfbassisten gesucht. Der Zufall wollte es, dass unser Bassist, Hansjörg Schaltenbrand, eine Rochade vorschlug: er wollte wieder Klarinette spielen .. und so lehrte er mich die ersten Bass-Griffe.
Später lernte ich bei Walter Dütsch, dem Pianisten des Cabarets Rotstift, der auch ein bekannter Bassist in der Winterthurer Jazzszene war.
 
           
    Wo überall bist du aufgetreten?
  In den damaligen Zürcher Jazzlokalen: Africana, Safaribar, Atelier, aber auch in der Casabar.
 
           
    Du hast mit Jazzgrössen gespielt?!
  Ja; einmal hatte ich sogar das Glück, den legendären Klarinettisten Albert Nicholas begleiten zu dürfen. Dies war anlässlich eines Jazzfestivals in Winterthur. Unsere Formation, die Seldwyla Jazzband, musste als letzte für die Ausscheidung aufspielen. Wir mussten – oder vielmehr durften nach kurzer Pause mit Al Nicholas die Bühne betreten und als erste mit ihm einige Stücke spielen. Was wir gespielt haben, weiss ich nicht mehr mit Sicherheit; geblieben ist mir, mit welcher Ruhe er während dem Treppensteigen zur Bühne seine Klarinette mit goldenen Klappen zusammensetzte und ihr, ohne vorerst zu testen, auf der Bühne den ersten Ton entlockte – ein unvergessliches Ereignis.
 
           
    Du hast selber Klarinette gespielt?
  Ja, an der Musikschule des Konservatoriums Winterthur, während mehreren Jahren; klassisch.
 
           
    Dann bist du ihr untreu geworden?
  Der Klassik bin ich nicht untreu geworden, nur spiele ich selbst nicht mehr. Mit der Klarinette bin ich vereinsamt: sie ist sehr mühsam alleine zu spielen. Später, nach meiner grossen Pause als Aktivmusiker (1975–1992), hatte ich sowohl den Ansatz wie auch die Fertigkeit verloren.
 
           
    Wem eiferst du nach?
  Niels-Henning Ørsted-Pedersen, dem Schweden. Sagenhaft, wie er Bass spielt – ein Vorbild, das ich nie erreichen werde.
 
           
    Was ergibt einen guten Bassisten?
  Zwei Sachen. Erstens, was er mit den Händen macht: die Zupftechnik, den Rhythmus. Zum andern sein Verständnis für die Harmonien: ein guter Bassist spielt Basslinien so, dass sie wie eine Stimme klingen.
 
           
    Du bevorzugst ältere Stile?
  Ich höre viel Swing-Formationen mit Klavier. Am liebsten spiele ich swingenden Dixieland, ältere, einfachere Stücke, an denen auch das Publikum de Plausch hat, und dessen Begeisterung dann auf die Band zurückschlägt.
 
           
    Ist Dixieland-Spielen easy?
  Im Gegenteil, es strengt mich sehr an. Denn ich muss den Grund der Harmonien legen und zugleich den Rhythmus durchhalten. Dazu die regelmässigen Probe der 6-Mann-Band, jeden Montag: da gibt es oft Interessenskonflikte, die mich stressen  
           
    Ist es in Sandra’s Choice lockerer?
 

Wenn ich daran denke, welchen Aufwand Sandra für ihr Studium leistet und dennoch Zeit für Musik findet, und an Jürgs hohe Ansprüche, wäre ‹locker nehmen› weit verfehlt. Aber organisatorisch ist ein Trio viel freier: da können wir spontan die nächste Probe auch mal auf einen Sonntag legen. In Sandra’s Choice kann ich mich von der Hektik des Alltags lösen, mich zerstreuen, ausruhen. Zudem kann man in einer kleinen Band, wo man sich besser kennen lernt, Einfälle der andern besser aufnehmen, weiterspinnen ... und so wird alles wie aus einem Guss.

 
         
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