Jürg Lendenmann – Pianist bei Sandra’s Choice      
    Jürg Lendenmann (p), Zürich      
           
    Was ist dein Tierkreiszeichen?   Chamäleon: In einer Dixieland-Band spiele ich Archäojazz, in einer Cool-Combo modern. Das Los des Chamäleons: Es kann seine Farbe nicht bekennen!
 
           
    Und die wäre?
  Melodischer Mainstream à la Oscar Peterson, Lou Levy, Paul Smith oder Paul Desmond.
 
           
    Desmond? Spielst du auch Sax?
  Klarinette. Mit einer Uebel woode ich seit meiner Jugend in Dixieland-Formationen; doch heimisch bin ich in keiner Band geworden.
 
           
    Wegen der simplen Harmonien?   Doppelt getroffen! Mir fehlte in den Männergruppen das weibliche Element.
 
           
    Die Anima – die Muse?
  Erraten. In unserer Kultur musizierten früher meist Männer. Ob dies sprachlich kompensiert wurde: die Trompete, Posaune, Klarinette, Gitarre, Bassgeige, Pauke ...?
 
           
    Beim Gong! Wann kam die Wende?   Im Winter 97/98. Auf der Bahnhofstrasse hörte ich eine Ad-hoc-Combo – Charles Rémy’s Band/Dixie Roses: Spielwitz, Show vom Feinsten! Und als die junge Posaunistin zu singen begann, leuchtete das Chamäleon in allen Farben! Am selben Abend entwarf ich eine Karte für Boards in Zürcher Musikläden: ‹Amateur-Jazzpianist sucht Sängerin›.
 
           
    Haben viele angebissen?   Geduld brachte Rosen: Mit zwei Sängerinnen probe ich heute (2000) regelmäßig. Wenn Sandra und ich Glück haben, fällt unsere Probe auf einen weißen Flecken in Walters Agenda; dann swingen auch Stücke, die im Duo harzen.
 
           
    Was sind Sandras Stärken?   Jazzfeeling, Timing, Sprache. Faszinierend, wie sie die Lieder lebt und immer wieder neu einfärbt..  
           
    Wer wählt die Standards aus?   Sandra; ihr Gespür für erstklassige Songs ist phänomenal. Viele meiner Vorschläge – Lieder mit meisterhaften Melodien und pfiffigen Harmonien – finden kein Gehör, weil die Texte Sandras Standard nicht genügen. Bei den Tonarten komme ich manchmal ganz schön ins Schwitzen: Bei Erroll Garners Misty in H-Dur sind auch die Ganglien wohltemperiert.
 
           
    Bist du Autodidakt wie Garner?   Was den Jazz anbelangt; klassische Grundlagen gab mir mein Gotti, Rosa Walder, Klavierlehrerin, Opernsängerin und Organistin, mit. In der Mittelschule wechselte ich zur Klarinette und hatte In Georg Bauer einen prima Lehrer; er merkte immer, wenn ich heimlich Jazz gespielt hatte, tadelte mich sanft ... und begann von Buddy de Franco zu schwärmen.  
           
    Auf dich abgefärbt hat vor allem
Oscar Peterson?!
  Und wie! Ich wollte, ich könnte mehr Farbe annehmen!
 
           
    Welche deiner Farbtupfer sind von Sandra?   Exotische Tonarten, ein Gespür für gute Texte, ... das Chamäleon ist schon ganz scheckig. Als mir aufging, wie buntschillernd Singen sein kann, merkte ich, wie harmonienlastig ich bisher gespielt hatte. Jetzt versuche ich auch auf der Klarinette Linie und Ausdruck zu entwickeln – kurz: zu spielen, wie wenn Ella, Louis, Nika oder Sandra sängen.
 
           
   
Was weiter?
 

Ich ackere Songbooks durch auf der Suche nach schlafenden Dornröschen und stöbere bei den «vocals» nach Aschenputteln, die Ella, Anita & Co. in Prinzessinnen verwandeln. Am meisten mangelt es mir noch an Achtsamkeit; sie ist unendlich wichtiger als flinke Finger. Das Ziel: offener zu werden für Impulse von innen und außen ... ein weiter Weg.