Porzellan-Intensivkurs (Jenö Fenyves)



 

Casa Ponte, Gordola,
5 Uhr bei der Pergola,
10. Juli Treffpunkt hier,
Schlüssel für das Nachtquartier.

Fortgeschritt’ne Malerinnen
treffen dann im Hause drinnen,
ob allein, ob mit Begleiter,
endlich den berühmten Leiter:

Jenö Fenyves, den Meister
Porzellan'scher Herend-Geister.
Schnell die Plätze vorbereitet,
tausend Dinge ausgebreitet:

Pinsel, Schwämmchen, Goldessenzen,
Q-Tips, Sand, um Gold zu glänzen,
Pauspapiere und auch -Stifte,
Terpentin und andre Gifte.

Vögel, Früchte, Käferbauch,
Ranken, Stiele, Blätter auch,
Kelche, Blüten jeder Art –
auch als Bouquet sehr apart –,
sind vom Meister schnell verteilt
und das Ziel wird angepeilt:
Vase, Dose, Pfefferstreuer,
Schale, Schüssel (sündhaft teuer),
Tasse, Teller, Früchteschale . . .
warten, dass man sie bemale.

 

 

Durch die teure Essence Grasse,
werden jetzt die Farben nass.
Spachtel mischen beides gründlich,
Kommentar meist spärlich, mündlich.

Pinsel schleppen, Federn kratzen
Scheiben drehen, Stupfer schmatzen,
Dekor wird hübsch appliziert,
Nelken-Öl auch inhaliert.
Erst grundieren, dann schattieren,
ab und zu auch lamentieren;
Lappen, voll mit Spiritus,
wischen weg, was kein Genuss.

Immer wenn die Malerinnen
stöhnen im Gewölbe drinnen,
hat der Meister einen Rat,
gar ein Schlafverbot parat!
Da: Ein kühner Pinselstrich
gibt dem Stück den letzten Schliff.

Schnell den Ofen eingeräumt,
keine Zeit wird hier versäumt.
Segerkegel sind veraltet,
da jetzt Elektronik schaltet
ein und aus die Güller-Brenner,
(teure Öfen, nur für Kenner).

Nach dem Öffnen wird poliert,
was bald die Vitrine ziert.
Einig ist frau sich zum Schluss:
Dieser Kurs war ein Genuss!



(Dieses Gedicht entstand ca. 1988 – ich übte gerade mit einem Occasions-MacPlus – während einer Intensiv-Kreativwoche von Susanne in Gordola.)


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