EDITORIAL
   
  Liebe Leserinnen, liebe Leser

Fieberhaft gearbeitet haben wir an den ersten beiden Ausgaben von «bisch zwäg». Bedingt durch den Wechsel der Druckerei mussten viele Arbeitsabläufe neu festgelegt und optimiert werden, und für die Februar-Nummer standen wegen Ferienabwesenheiten weit weniger Arbeitstage zur Verfügung als sonst. Sie können sich vorstellen, wie wir dem Eintreffen der druckfrischen Magazine in der Redaktionsstube entgegenfieberten!

«Fieber» heisst das Kernthema dieser Nummer. In der Zeit vor und nach den Festtagen, besonders jedoch bei den (seltenen) «Feuerwehrübungen» zeigten wir oft Symptome wie Hitzegefühl, erhöhter Puls und gerötete Augen. Ob die Diagnose «Fieber» gelautet hätte?
   
 
Feuer löschen Ende der 50er-Jahre machte Peggy Lee den Song Fever ['fi:vǝ – Fieber] weltbekannt. Gewiss mögen sich viele Leserinnen und Leser an den Evergreen erinnern: Die Sängerin wird nur von Bass und Schlagzeug begleitet und immer, wenn eine neue Liebesgeschichte beginnt, steigt die Tonart um einen halben Ton an. Fazit: Auch das Feuer der Liebe – nicht nur Arbeitseifer – kann den Körper glühen und das Herz rasen lassen. Trotzdem fühlen wir uns dabei oft so «zwäg», dass wir Bäume ausreissen könnten!

Ich liebe Sprichwörter und Stabreime, denn sie entbergen mehr als manche dicke Wälzer. Welche Redewendung läge im Moment näher als «gsund und zwäg»? Vergleiche ich sie mit den verwandten «gsund und gfräss» und «gsund und busper», merke ich: gsund meint mehr das körperliche Wohlbefinden, während zwäg eher auf die seelisch-geistige Komponente der Gesundheit hinweist.
   
  Für «gesund und munter» kennt das Englische verschiedene Ausdrücke. Beim Stabreim «safe and sound» (sicher und gesund) bedeutet sound auch «Klang». Ein Zufall? Wohl kaum, denn in «fit as a fiddle» (zwäg wie eine Geige) taucht Musikalisches erneut auf. Seltsam: Als Massstab für «Zwägheit» dient das Instrument, obwohl auch fidler (Geigerin/Geiger) einen perfekten Stabreim ergäbe. Ob es daran liegt, dass die Geige viersaitig-vielseitig ist, reich an Unter- und Obertönen, … oder muss der fidler in den Hintergrund treten?

Wie dem auch sei: auf die Ideal-Temperatur bezogen könnte dies heissen: weder distanziert-kühl noch fiebrig-heiss, sondern gelassen und heiter – wohltemperiert und gut gestimmt.

Jürg Lendenmann, Redaktor
   
  Erschienen im «bisch zwäg» • Februar 2002– pdf (64kB)