Dialog
 
       
   
       
    Der Leserbrief von Br. Tilbert Moser wirft noch immer Wellen. Einige wichtige Inhalte aus dem hochwillkommenen Echo habe ich herausgepickt.Herrn Otto Gerber verdanke ich einen Vortrag von Peter Ferreira über «Wasser und Salz – Urquell des Lebens». Eine kleine Oberflächenspannung, so erläutert Ferreira, zeichne (u.a.) gute Wässer aus.Bruder Tilberts differenzierten Erläuterungen entnehme ich:
    Je höher der Leitungswiderstand (Ohm-Wert) des Wassers, desto gesünder soll es sein. Ein noch charakteristischeres Mass für die Vitalität des Wassers sei die Höhe der Bovis-Einheiten (Leitungswasser 6000, Wasser aus Lourdes 27360); auch Frau Pauline Felder weist auf die Bedeutung der Bovis-Einheiten hin.  
           
    Seit «Orte der Kraft in der Schweiz» erschien, sind Bovis-Einheiten in aller Leute Munde. (– «Was bringen Orte der Kraft?»). Einem Interview mit der Autorin entnehme ich, dass die Skala des Bovis-Biometers vom Ingenieur Simoneton auf die Wellenlänge Ångström geeicht wurde, um daraus eine nachvollziehbare Methode zu machen. Beim Messen hält man die Originaltabelle in der linken Hand, mit der Rechten schlägt man das Pendel schräg aus . . .    
       
    Es werden unzählige Vorrichtungen angepriesen um Wasser zu «strukturieren» und mit «Lebensenergie aufzuladen». Wasser – meist formlos und spiegelgleich – ist eine ideale Projektionsfläche. Als Aussenstehender fällt es schwer zu beurteilen, was Hand und Fuss hat oder nur der Werbung dient. Mir scheint, oft mutieren Beobachtungen und Messungen auf grobstofflicher Ebene schnell zu Aussagen der feinstofflichen (Seele) oder gar der kausalen Natur (Geist).  
       
    Uns stehen – ich folge den Ausführungen Ken Wilbers – drei grundsätzliche Arten der Erkenntnis zu Verfügung: (1) Das Auge des Fleisches (Naturwissenschaft), (2) das Auge des Geistes (Kunst, Ethik, Logik) und (3) das Auge der Kontemplation (Spiritualität, Religion, Mystik).
Jedes der drei «Augen» hat seinen ihm eigenen Erkenntnisbereich. Möchten Naturwissenschaftler Bovis-Einheiten messen, müssen sie das Pendeln erlernen, und wer einen Zen-Koan knacken will, muss mit viel Geduld und Entschlossenheit meditieren. Die drei Erkenntnisbereiche sind nicht hermetisch voneinander getrennt: Geschehnisse im Feinstofflichen oder Kausalen sind der Naturwissenschaft nicht gänzlich verschlossen, da sich verschiedene Versenkungszustände im Grobstofflichen als charakteristische, mess- und reproduzierbare Hirnwellenmuster abbilden.
 
         
    Grosses Feuer verbrennt alles  
    Allgemeingültige Aussagen darüber, ob ein bestimmtes Wasser der Gesundheit förderlich oder abträglich sei, müssen Erkenntnisse anderer Kulturen und Heilsysteme, wie Ayurveda und traditionelle chinesische Medizin, mit einbeziehen (Stichwort: Wasser kochen).
«Das Wasser ist nur ein kleiner Teil-Faktor eines gesunden, erfüllten Lebens», schreibt Br. Tilbert. In die gleiche Richtung weist der wohl bedeutendste Weise des 20. Jahrhunderts, Sri Ramana Maharshi. Sein Fingerzeig kann auf alle Nahrung, materielle und geistige, ausgeweitet werden: Als Sri Ramana einmal gefragt wurde, ob man Erleuchtung erlangen könne, während man noch Fleisch esse, antwortete er, dies sei möglich, eine vegetarische Ernährungsweise sei trotzdem vorzuziehen... «Wenn Sie aber Erleuchtung erlangt haben, spielt es keine Rolle, was Sie essen. Auf ein grosses Feuer kann man jeden Brennstoff werfen.»
 
   
Jürg Lendenmann
 
       
 
Erschienen im VGS-Gesundheitsmagazin November 2001
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