Ernährung
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Vor 100 Jahren
betrug der Pro-Kopf-Verbrauch an Mineralwasser weniger als zwei Liter im Jahr; heute liegen die SchweizerInnen mit 95 Litern pro Kopf und Jahr in Europa auf Platz 4. Mineralwasser mauserte sich still zum Trend-Getränk. |
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Aus der Tiefe | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wasser dringt in den Boden, wo die
geologischen Gegebenheiten es erlauben. Während seines langen Weges
durch Kies-, Sand- und Gesteinsschichten löst das Wasser Mineralien
und Spurenelemente heraus und reichert sich mit diesen Substanzen an. Das
Mineralwasser bleibt meist mehrere Jahre im Erdinnern; in tiefen Lagen gibt
es sogar Mineralwasser, das über 10000 Jahre alt ist. Wenn das Mineralwasser
wieder aus der Tiefe kommt, kann der Quellort mehrere Kilometer vom Versickerungsort
entfernt liegen. Jedes Mineralwasser weist ein ihm eigenes, charakteristisches Profil an Mineralstoffen auf. Dies kommt auch in Artikel 280 der Lebensmittelverordnung (LMV) zum Ausdruck: «Natürliches Mineralwasser muss sich auszeichnen durch besondere geologi-sche Herkunft, Art und Menge der mineralischen Bestandteile, ursprüngliche Reinheit sowie durch die im Rahmen natürlicher Schwankungen gleichbleibende Zusammensetzung und Temperatur.» |
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Qualität geht vor | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
«Natürliches Mineralwasser ist mikrobiologisch einwandfreies Wasser, das aus einer oder mehreren natürlichen Quellen oder aus künstlich erschlossenen unterirdischen Wasservorkommen besonders sorgfältig gewonnen wird», präzisiert Art. 279 der LMV. Mineralwasser muss direkt am Quellort abgefüllt werden. Unerwünschte Begleitstoffe dürfen vorgängig durch Dekantieren, Filtrieren und Belüften entfernt werden... aber nur, wenn sich dabei die wesentlichen Bestandteile nicht verändern. Zwei Inhaltsstoffe, die oft aus Mineralwässern entfernt werden, sind Eisen und Schwefel; derart behandelte Wässer werden mit «enteisent» und «entschwefelt» gekennzeichnet. Eisen beginnt mit der Zeit zu oxidieren (rosten) und verfärbt das Wasser, und unter einem zu hohen Schwefelgehalt (H2S, Hydrogensulfide) kann der Geschmack des Wassers (Faule-Eier-Note) leiden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Auf den Geschmack kommen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Jedes Mineralwasser hat aufgrund
seines individuellen Mineralgehaltes einen speziellen Geschmack: von sauer
(Kohlensäure) und salzig (Natrium, Chlorid) über erdig (Hydrogencarbonat)
und hart (Calcium, Magnesium) bis zu bitter (Sulfat). Art und Menge an Kohlensäure
beeinflussen ebenfalls den «Charakter» des Wassers: prickelnd,
sprudelnd, feinperlig oder still. Kohlensäure (H2CO3) ist in Wasser gelöstes Kohlendioxid (CO2) und kann im Mineralwasser schon natürlich vorkommen, wenn das Wasser auf seiner Reise durch ehemals vulkanische Schichten Kohlensäure aufnimmt, die beim Abkühlen von Magma im Erdinnern freigesetzt wurde. Je mehr Kohlensäure das Wasser enthält, desto «aggressiver» ist es und desto mehr Mineralien löst es aus den umliegenden Gesteinen heraus. Ebenso gilt: Je tiefer das Wasser in die Erde dringt, desto wärmer wird es was wiederum die Lösungfähigkeit erhöht. Überschreitet der Gehalt an natürlichem Kohlendioxid 250 mg/l, wird das Wasser «Säuerling» genannt. Kohlensäure darf natürlichem Mineralwasser vor dem Abfüllen entzogen aber auch zugesetzt werden. Oft wird dabei bei einer Gärung (Brauerei) anfallendes CO2 verwendet. Mehr als 6 g/l CO2 wird heute kaum mehr einem Mineralwasser zugesetzt, auch aus Sicherheitsgründen (Berstgefahr von Glasflaschen). Im Trend sind Mineralwässer mit geringem Kohlensäure-Gehalt um 4 g/l. Die Kohlensäure lässt das Wasser nicht nur frischer schmecken, sie hemmt auch das Wachstum von Mikroorganismen. Zwei Drittel der Mineralwässer kommen in PET-Flaschen in den Handel. An den rezyklierbaren Kunststoff-Gebinden wird vor allem das geringe Gewicht geschätzt; die Dichtigkeit erreicht noch nicht die Werte von Glasflaschen und die Verluste an Kohlensäure während der Lagerung sind dementsprechend grösser. |
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Stille Wasser | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
In der Westschweiz besteht eine Vorliebe für kohlensäurefreies Mineralwasser. In der übrigen Schweiz steigt der Umsatz von «stillem» Wasser stetig, wobei ausländische Wässer noch immer den einheimischen den Rang ablaufen. Da stillen Wässern die konservierende Wirkung der Kohlensäure fehlt, sollten sie nach Gebrauch gekühlt aufbewahrt und bald aufgebraucht werden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mineralien und Spurenelemente | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ein bis anderthalb Liter Wasser sollten
täglich dem Körper durch Getränke zugeführt werden.
Bei starker körperlicher Anstrengung und bei sommerlichen Temperaturen
kann der Wasserbedarf erheblich ansteigen. Bei Wassermangel vermindert der Körper die Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren. Eine rechtzeitige Wasserzufuhr ist für die Gesundheit sehr bedeutsam. |
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Mineralstoffe | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mineralwasser trägt auch dazu
bei, den Mineralstoffhaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten.
Bei starkem Schwitzen oder bei Durchfall verliert der Körper grosse
Mengen an Mineralstoffen. Einige der wichtigsten seien hier genannt: Natrium-/Chloridwässer Bei Chloridwässern überwiegt der Chlorid-(Cl)-Anteil; damit einher geht in der Regel der Anteil von Natriumionen (Na+). Diese Wässer eignen sich gut zum Ausgleichen von Salzverlusten nach Schwitzen, Erbrechen usw. Da die Aufnahme grösserer Mengen an Natrium einer der Hauptrisikofaktoren für Bluthochdruck ist, wurde lange Zeit davon abgeraten, Mineralwässer mit einem hohen Gehalt an Natrium zu trinken. Neuere Arbeiten haben jedoch gezeigt, dass dies nur bedingt gilt: Natrium liegt im Mineralwasser gebunden als Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) vor, das nicht Blutdruck steigernd wirken soll. Sulfatwässer Die bitter schmeckenden Sulfatwässer werden häufig zu den Heilwässern gezählt und bei Leber-, Gallen- und Darmkrankheiten eingesetzt. Sulfat (SO42) fördert die Darmtätigkeit; eine abführende Wirkung kann sich bereits ab einer täglichen Dosis von 1000 mg einstellen. Es gibt einige schweizerische Mineralwässer, deren Sulfatgehalt um 1000 mg pro Liter und darüber liegt. Hydrogencarbonatwässer Die meisten Mineralwässer zählen zu den Hydrogencarbonatwässern. Hydrogencarbonat (HCO3–) hilft mit, das Gleichgewicht zwischen sauren und basischen Substanzen im Körper zu regeln. Bedeutsam ist diese Pufferwirkung beim Verzehr säureüberschüssiger Speisen wie Fleisch, Wurstwaren, Eier und Käse. Hydrogencarbonatwässer werden gerne bei Nieren- und Gichtleiden und bei Diabetes getrunken. |
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Alternative «Hahnenburger» | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
«Trinkwasser ist Wasser,
das bezüglich Aussehen, Geruch und Geschmack sowie in mikrobiologischer,
chemischer und physikalischer Hinsicht den allgemeinen Hygieneanforderungen
und denjenigen von Kapitel 27A Trinkwasser (Ausgabe 1985,
mit Nachtrag vom April 1988) des Schweizerischen Lebensmittelbuches entspricht»,
heisst es in Art. 275 der LMV. Damit Wasser als «Lebensmittel»
diese Bedingungen erfüllen kann, wird es mit verschiedenen Methoden
aufbereitet, gereinigt, desinfiziert (ozonisiert), ... In gewissen Gegenden
ist der Gehalt an Mineralien im Leitungswasser so hoch und ausgewogen,
dass es mit vielen Mineralwässern vergleichbar ist. Auch wer ökologisch denkt, kommt an «Hahnenburger» nicht vorbei: Zum Aufbereiten von 1 Liter Trinkwasser braucht es 500-mal weniger Energie als für die Herstellung von 1 Liter Mineralwasser. |
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Quellen/Infos: F. Batmanghelidj: Wasser hilft. F. Batmanghelidj: Wasser die gesunde Lösung. www.admin.ch pmgeiser.ch mineralwasser.ch mineralwasser.com foodnews.ch .svgw eawag |
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Text: Jürg Lendenmann |
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