Editorial  –  Mai 2001

 
Beilagen


Liebe Leserin, lieber Leser

Rösti oder Reis, Mais oder Makkaroni – die Qual der Wahl von Beilagen bleibt uns meist er-«spart»: Wirtsleute kalkulieren knapp und streichen, falls überzählig, Spätzli oder Spinat aus dem Speiseplan. Was auch Vorteile für die Gäste mit sich bringt: Ein fix vorgegebenes Menü ist erschwinglicher und kommt schneller auf den Tisch. Wer seine geliebte Beilage dennoch nicht missen möchte, zahlt einen Aufpreis, sucht sich ein anderes Lokal oder peilt von vornherein ein Buffet an, das ihre/seine kulinarischen Wünsche erfüllen kann.
Beim Gesundheitsmagazin verhält es sich in der Regel umgekehrt: Je mehr ihm beiliegt, desto günstiger sind die Gestehungskosten und desto gehaltvollere Beiträge können aufgenommen werden. Nicht immer fallen die Beilagen nach dem Gusto der LeserInnen aus; oft wird, was eingelegt wurde, aufgebracht retourniert oder gar mit einer Abo-Kündigung gedroht. Nur: Solange sich keine Sponsoren und Gönner finden, werden wir noch eine Weile mit Beilagen leben müssen, wie andere Magazine auch.
In seltenen Fällen kosten Beilagen mehr, als sie einbringen: Dann handelt es sich um etwas Spezielles, um etwas, das Verlag und Redaktion ihren LeserInnen ans Herz legen möchten. Dieser Nummer des VGS-Gesundheitsmagazins liegt der Petitionsbogen «Natürliche Heilmittel sind bedroht!» des Aktionskomitees pro Volksmedizin ApV bei. Der VGS-Zentralvorstand unterstützt die «Petition zum Erhalt der Heilmittel-Vielfalt», die die Verordnungen zum neuen eidgenössischen Heilmittelgesetz (HMG) in der jetzigen Form nicht akzeptiert. Das Argument: Die voreilig in die Vernehmlassung geschickten Verordnungen würden die Kosten für die Registrierung vor allem von Heilmitteln und mithin auch von Therapien der Komplementärmedizin drastisch erhöhen – so sehr, dass kleinere und mittlere Hersteller viele ihrer Präparate (Homöopathika, anthroposophische Arzneien und Heilmittel der Traditionellen Chinesischen und der Tibetischen Medizin) auch aus Kostengründen aus dem Sortiment streichen müssten. Die Vielfalt an Heilmitteln würde drastisch eingeschränkt.
Das ApV steht mit seinen Forderungen nicht allein da; auch von anderer Warte (FDP, SGCI – Schweizerische Gesellschaft für Chemische Industrie) wird gemeldet, dass die Verordnungen vor Inkraftsetzung noch kerniger Korrekturen bedürfen.
Wer geniesst nicht in den Ferien das lustvolle Erkunden von zimmerlangen Buffets: da einen Schnitz Papaya, dort ein Tofu-Häppchen,... Nach einigen Tagen des Übergenusses stellt sich in der Regel automatisch ein gesundes Gleichgewicht ein, und aus der Vielfalt wird nur noch das ausgewählt, was bekömmlich ist und einem wirklich schmeckt. Das breit gefächerte Angebot ermöglicht es einem, seinen persönlichen Speiseplan zusammenzustellen; jedes Mal neu. Aus der Fülle das Besondere auswählen zu können – darauf möchten wir nicht verzichten. Vor allem nicht dann, wenn es um Nahrung/Heilung von Körper und Geist geht, weder in einer Buchhandlung noch in einer Drogerie oder Apotheke.
Jürg Lendenmann
Redaktor
   
Erschienen im VGS-Gesundheitsmagazin • Mai 2001 – pdf (65kB)